3 Lebkuchenberge in Nürnberg und ein alter Konzert-Klassiker
Mit Drei im Weggla, nem epischen Konzert und reichlich Lebkuchen startete im Frankenland unsere Vorbereitung auf Weihnachten. Das Ganze verziert mit ein wenig Kultur, für die wir teilweise unter die Erde mussten.
Unterwegs mit Eve und Basti
Ein Wohnexperiment quer durch Deutschland.
In Lauf läuft's idyllisch
Direkt in Nürnberg hatten wir leider nichts (erschwingliches) gefunden – dafür ne nette Wohnung mit guter Anbindung im 17 km östlich gelegenen Lauf an der Pegnitz.
Das mittelfränkische Städtchen wirkte gemütlicher, als es seine knapp 26.500 Einwohner vermuten ließen. Vor allem die weihnachtlich beleuchteten Fachwerkhäuser der schnuckligen Altstadt hätten in ein Bilderbuch gepasst.
Ihren Namen hat die Stadt vom Fluss Pegnitz, der von Ost nach West hindurchfließt und vom althochdeutschen Wort „loufen“ (schnell fließen). Dank des starken Gefälles des Gewässers wurde der Ort im Spätmittelalter zum Mekka der Mühlräder: Mahlmühlen, Sägmühlen, Schleifmühlen, Hämmer (zum Schmieden und so). ⚔️
Was heute der Kuka-Roboterarm ist, war vor der Industrialisierung halt die Mühle. 🦾
O Watschenbaum, o Watschenbaum...
Weniger idyllisch ging's dafür im örtlichen Edeka zu: Eines vollen Samstags warteten wir im engen Parkhaus, bis endlich jemand in sein Auto stieg. Als eine Lücke vor uns frei wurde, blinkten wir höflichst zur Reservierung. Doch kaum setzten wir zum Einfahren an, schnitt eine ältere Dame gegenüber mit quietschenden Reifen die Kurve, zwang uns zur Vollbremsung, pflanzte sich in unsere Parklücke und spurtete dann eiligst in den Markt... weil sie ganz genau wusste, dass sie gerade richtig assi war. 😑
Ein sonst äußerst friedliebender Basti wollte ihr schon ne verbale Frischluftwatschen hinterherrufen, als eine andere Dame, die die Szene kopfschüttelnd beobachtet hatte, uns ihren frei werdenden Platz anbot.
Menschen in der Weihnachtszeit ey! 🤪 Aber als positiver Ausgleich: Es war einer der fettesten fancy Edekas, die wir je gesehen hatten, mit einer meterlangen Whisky-Auswahl, die auf Supermarktniveau ihresgleichen sucht. – Aber zu Whisky später noch mehr... 🤠
Um den vorweihnachtlichen Irrsinn auszugleichen, ist dieser Beitrag übrigens voller humoröser Einlagen fragwürdiger Qualität, für die wir uns vorab entschuldigen. 🤡
Alle Jahre wieder sitzen wir im Filmmusik-Konzert von Klassik Radio, um uns mit epischen Soundtracks beschallen zu lassen. Diesmal nutzten wir die Gelegenheit für einen Auswärts-Besuch in der Nürnberger Meistersingoldhalle. Während das Konzert in Augsburg kurz vor Weihnachten immer bummsvoll und Wochen vorher ausverkauft ist, blieben hier viele Plätze leer. Lag's am Datum? Komisch... 🤷♀️
In der Pause sammelten sich alle für ne flüssige Stärkung im Foyer. Wir standen gerade Sekt schlürfend im Schatten der Treppe, als uns plötzlich ein Reporter ansprang, ungefragt ne Kamera ins Gesicht hielt 🎥 und komplexe Fragen stellte wie: „Wie gefällt's euch auf dem Konzert?“ – Unsere Reaktionen wie folgt:
- Eve: „Äääh ..... gut?“ (während im Kopf das hier abging)
- Basti: „[Blabla] die Emotionen auf den Gesichtern der Sitznachbarn wenn das spezielle Stück erklingt [blabla] wahnsinns Atmosphäre [bla]“.
Wir wunderten uns danach beide, wie er sich solch extravagantes Arschgelaber spontan aus dem Ärmel geschüttelt hatte und drückten zeitgleich die Daumen, dass andere Teile der Aufnahme nie das Licht des Internets erblicken würden.
Kaiserliche Karrierestufen
In die Wenzelburg mit ihrem berühmten Wappensaal (ein Sightseeing-Highlight in Lauf) haben wir's leider nicht geschafft. Dafür hat sie nen interessanten Bauherren.
Den heutigen Style erhielt die Burg durch Karl den IV.. An dessen Lebenslauf kann man sich orientieren, wenn man auf der Karriereleiter ganz nach oben will:
Der in Prag geborene Luxemburger sprach nicht nur fünf Sprachen, sondern startete mit 18 schon als böhmischer Regionalmanager (Markgraf) durch. Mit 30 ergatterte er die Stelle des deutschen Head of Operations (König) und wurde mit 31 zusätzlich zum Managing Director Böhmens (König). Ein paar Jahre später trat er die Position des VP Südeuropa (König Italien) an, bevor er mit 39 vom Chairman of the Board (Papst) zum CEO Deutschland gekrönt wurde (Kaiser). – Klingt anstrengend....Pest und Judenpogrome hatte er während seines Leaderships aber auch an der Backe.
Menschenauflauf und unterirdische Bier-Fehden
Nachdem wir das erste Wochenende in Station #3 noch zum Ausruhen von einem Arbeits-Trip nuzten, ging es am zweiten Wochenende zum ersten Mal nach Nürnberg.
Die S-Bahn hatten wir praktischerweise direkt vor der Tür und landeten nach 20 Min. schon am Nürnberger Hauptbahnhof. Durch die hübsch geschmückte Halle sah man ihm gar nicht an, dass er auf Platz 3 der gefährlichsten Bahnhöfe Deutschlands rangiert.
Das könnte die konstante Präsenz mehrerer Polizei-Pärchen erklären... 👀
Um unsere selbstgeführte Audiotour für einen Altstadtrundgang starten zu können, mussten wir uns erst mal zum Startpunkt auf dem Hauptmarkt vorarbeiten.
Besinnliche Stimmung kam bei dunstigem Wetter und straßenfüllenden Menschenmassen nicht so recht auf. Auch die Buden mit ihren rot-weiß gestreiften Dächern aus Plastik-Planen hatten eher was von Zirkus als von Weihnachten. Irgendwie machen Holzdächer mehr her...🤔
Mit Kopfhörern und einer Frauenstimme in den Ohren, die uns historische Highlights erläuterte, wanderten wir durch die Stadt. Als sie uns irgendwann eine steile Straße hinauf führte, nahm die Touri-Dichte spürbar zu. Auf der Spitze des Hügels befand sich der zweite Besuchermagnet der Stadt (vom Weihnachtsmarkt abgesehen) und das Wahrzeichen Nürnbergs: Die Kaiserburg.
Nürnbergs Geschichte begann um das Jahr 1050 herum mit dieser Burg – und einer kleinen Siedlung darunter, um die Elite auf dem Berg zu betüdeln. 🎩
Barbarossa (der alte Rotbart) ließ die Burg im 12. Jhd. prunkvoll aufpolieren. Im 13.-16. Jhd. wurde sie dann zur wichtigen Residenz im Heiligen Römischen Reich, in der diverse Kaiser ein und aus gingen. Daher auch der Name: Kaiserburg = das Ding gehört dem Kaiser.
Beliebt war die Residenz besonders während zahlreicher Reichstage – den Imperial Conventions des HRR. Hier trafen sich Kaiser, Kurfürsten und andere Herrschende, um Talks zu lauschen wie: „Erfolgreiches Fehden-Management", „Steuern eintreiben für Dummies" oder „Wie Pitch' ich's dem Papst?“ 🤡
Der Multifunktions-Keller
Ziel des Tages war nicht nur zu sehen, was auf der Stadt stand, sondern auch, was darunter lag:
Hinter der Statue von Albrecht Dürer, der in Nürnberg die Renaissance mit Kunst beglückte, ging es mit einem Guide hinab zur Tour durch die historischen Felsengänge.
Was heute eine Touri-Attraktion ist, wurde im 14. Jhd. als Kelleranlage in den weichen Sandstein unter der Altstadt gebuddelt, um Bier zu lagern – Was sonst 🍻.
Die gleichbleibenden Temperaturen unter Tage hielten das sprudlige Gesöff auch im Sommer kühl und boten ideale Bedingungen zur Reifung. Nürnberg war im Mittelalter nämlich nicht nur Wirtschafts- sondern auch Bierzentrum.
Das milde, malzige Rotbier ist eine der Traditionssorten und konnte direkt neben dem Tourtreffpunkt in der Hausbrauerei Altstadthof verköstigt werden. Zur Qualitätskontrolle nahmen wir auf dem Rückweg eine Literflasche mit (kleiner gab's nicht). Fazit: 10 out of 10, would drink again 👌
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die ehemaligen Bierkeller unter anderem zu Luftschutzbunkern umfunktioniert, weil sie durch ihre stabile Bauweise Schutz vor Luftangriffen der Alliierten boten.
Beim Angriff der britischen Royal Air Force am 02.01.1945 flüchteten sich fast 60.000 Menschen in die „Stadt unter der Stadt“, die sogar ein Krankenhaus beherbergte. Obwohl am Ende fast 90 % der Nürnberger Altstadt zerstört waren, blieben die Verluste an Menschenleben dank der unterirdischen Anlagen vergleichsweise gering.
„Lieber Fünfter als Fürther“
Unser Nürnberger Tour-Guide machte nicht nur Witze über Fürther, sondern erläuterte uns auch die traditionelle Fehde zwischen den zwei fränkischen Nachbarstädten:
Die beiden Orte, gegen deren Zusammenlegung sich die Fürther mal mit Hand und Fuß wehrten, sind sich nicht nur im Fußball „in gegenseitiger Abneigung innig verbunden“, sondern dissen sich schon seit dem Mittelalter.
Bis heute streitet man sich darüber, wer nun das Rotbier erfunden hat. Und auch aus anderen Gründen traut man in Nürnberg dem Fürther Bier nicht: Die einst stark verschmutzte Pegnitz wurde damals auch für andere Dinge verwendet 💩 und floss aus Nürnberg, naja... nach Fürth. So musste jeder versuchen, seine Plörre trinkbar zu machen. Jener Geschichte verdanken wir auch Beiträge wie diesen:
Nachts im Nürnberger Ehebett:
"Schatz, küss mich dort, wo's am meisten stinkt!"
"Na gut, dann lass uns mal nach Fürth fahren..." 🫢
Die Tour durch die Bierkeller endete dort, wo sie anfing: Bei der Brauerei Altstadthof – die nicht nur Bier braut, sondern inzwischen auch Whisky brennt.
Bevor wir zum kleinen Whisky-Tasting in das Lädchen nebenan einkehrten, zeigte uns der Tour-Guide die Brennerei und einen Raum, prall gefüllt mit Mini-Fässern.
Wer Geld rumliegen hat, kann sich hier ein privates Fass abfüllen lassen, mit Wunschlogo versehen und nach 3-5 Jahren Reifezeit wieder abholen. Sogar die Holzart für den finalen Geschmack kann man sich aussuchen – alles von französischer Eiche bis Ex-Bordeaux. 🥃
Es ist zwar kein Scotch....aber für deutschen Whisky schon okeee 😬 👍.
Schnee, Strudel und Starfield
Schneeeee – gab's bei uns nur in Puderzucker Form, während Oberbayern unter einer dicken Decke Zuckerguss stillstand: Zugausfälle und Verkehrschaos links und rechts. Der Münchner Bahnhof war zeitweise nichtmal anfahrbar. ❄️
Bei uns war's zum Glück weniger dramatisch, aber die Temperaturen fielen so weit, dass wir uns lieber in der Wohnung einmümmelten.
Unsere Bleibe lag im zweiten Stock eines Wohnhauses in Lauf. Unten wohnten die Eigentümer und im ersten Stock eine weitere AirBnB-lerin.
Wie sehr wir eine gemütliche große Küche vermisst hatten, wussten wir erst, als wir wieder eine hatten. Mit grob geschätzten 60+ qm war die Wohnung angenehm groß. Sogar mit kleinem Arbeitszimmer und riesiger Couch zum Chillen. #wichtigstes – Nur der bei jedem Schritt quietschende Holzboden hat auf Dauer ein bissl genervt. 😵💫
Mit 1.700 € für den Monat ging's preislich steil nach oben. Dank guter Lage und Ausstattung im Vergleich zu anderen Unterkünften dieser Größe aber ein okayes Preis-Leistungs-Verhältnis. (Wer sich noch fragt, warum Ferienwohnungen lukrativer als Mietwohnungen sind...😅)
Am zweiten Advent fanden wir als Überraschung von den Gastgebern selbstgebackenen Apfelstrudel vor der Tür. 🤩 Wir verspeisten ihn direkt vor unserem riesigen TV. – Nach den letzten Unterkünften endlich wieder ordentlich optischen real estate zum Zocken:
Wenn Basti nicht in Starfield durchs All flog („grafisch ansprechend, Gameplay so lala“), sah man nach Feierabend Eve als Ravenclaw durch Hogwarts hüpfen („Flippendo!“). (Basti, der alte Hufflepuff, hatte es schon lange durchgespielt...)
Alternativ packten wir uns dick ein und wanderten 15 Minuten in die beleuchtete Altstadt Laufs, zum kleinen idyllischen Weihnachtsmarkt, der aussah, als hätte man ihn aus einem Märchenbuch geklaut. ✨
Glühwein und Burger mit der Crew
Choo choooo!
In Nürnberg waren wir von der Heimat nicht allzu weit entfernt. Bei schönstem Sonnenschein trudelten eines Wochenendes ein paar Leutchen aus Augsburg ein, um mit uns die Getränkeauswahl des Christkindlesmarkts zu ... begutachten. 😏
Ihre Ankunft mit Style wurde schon von Weitem durch ein lautes "Choo choooo!" angekündigt, bevor die Christkindl-Dampfbahn in den Bahnhof einrollte.
Jedes Jahr an einem Adventswochenende fährt der historische Dampfzug aus dem Jahr 1939 von Augsburg nach Nürnberg (und am Abend zurück), damit die Schwaben auch mal in den Genuss fränkischer Lebkuchen kommen.
Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der ältesten Deutschlands und wird seit Mitte des 17. Jhd. auf dem Platz vor der Frauenkirche gefeiert.
Auch wenn es optisch schönere Märkte gibt (sorry), findet man selten solch eine Auswahl an Weihnachtsvöllerei, Spielzeug und Krimskrams. Nur Honiglebkuchen findet man weit und breit keine. Alles außer Nürnberger Lebkuchen – mit denen wir uns fleißig vollstopften 🤤 – hat Hausverbot.
Jedes Jahr quetschen sich rund 2 Millionen Besucher durch die Straßen, um sich Glüh-Aperol oder Drei im Weggla reinzuziehen. 🌭
Von der Bude zum Burger taumeln
Wie üblich auf einem Weihnachtsmarkt am Wochenende mussten wir nur die richtige Bude mit hochqualitativem Glühwein finden, uns daneben einen Quadratmeter mit den Ellenbogen freischaufeln und uns dann so wenig wie möglich bewegen. Für Nachschub musste einer den Pulk verlassen und danach wieder in die Lücke schlüpfen.
Weil wir alt sind und nix mehr vertragen, waren wir nach zwei Tassen Glühwein schon vollständig angedüdelt 🥴 und verließen den Markt zeitig, für unser Burger-Date.
Nach einem langen Spaziergang im frostigen Dämmerlicht kamen wir ausgenüchtert im Beckschlager an. Auch wenn die Website des Rock n' Roll Wirtshauses aussieht wie 1990, sind die Burger definitiv in der Neuzeit angekommen und können uneingeschränkt empfohlen werden.
Danach hieß es „oh shit, so spät!“ und schnell zum Bahnhof, um die Crew bei der Dampflock abzuliefern. Fast wäre die Choo-Choo Bahn ohne sie zurückgefahren... 🚂
Die Letzte Lauftour
Schuld an den teils schief wirkenden Fotos in diesem Beitrag ist nicht nur die inflationär eingesetzte Fisch-Eye Linse am Handy (aka Ultraweitwinkel) , sondern auch die Hügeligkeit der Stadt.
Zu ihrer Gründung hieß Nürnberg noch Norenberg (Felsberg). Die Stadt machte sich durch die strategische Lage auf einer Anhöhe attraktiv, was nicht nur gut für die Verteidigung, sondern auch für die Cardiofitness war. 😮💨
Ihre wahrscheinlich wichtigste Zeit hatte Nürnberg im Mittelalter als "vornehmste und best gelegene Stadt des Reiches". Öha... 🎩
Die damals freie Reichsstadt wurde durch die Anbindung an die Goldene Straße zum wichtigen Handelszentrum. Zementiert durch Kaiser Karl IV., der sich die güldene Handelsroute aus der Schatztruhe schüttelte, um Nürnberg mit seiner Geburtsstadt Prag zu vernetzen (Hauptstadt Böhmens und unter seiner Herrschaft das Zentrum des HHR).
Freie Reichsstadt = Direkt dem Kaiser unterstellt (statt Regio-Fürsten), Wirtschaftszentren mit politischem Einfluss, Selbstverwaltung und eigenen Gesetzen. – Quasi die Bundesländer von gestern...
Heute hat Nürnberg knapp 544.000 Einwohner, ist die zweitgrößte Stadt Bayerns und eine der wenigen Städte mit nem Bratwurstmuseum.
Kurz vor unserer Abreise aus der Stadt der Lebkuchen nutzten wir das gute Wetter für eine Lauftour zu den Instagram-Spots der Altstadt. Zum Beispiel zur **Maxbrücke, **einer Sandsteinbogenbrücke aus dem 15. Jhd. oder zum Kettensteg, der ältesten erhaltenen Ketten-Hängebrücke Deutschlands.
Privatführung für Heimatlose
Wie so häufig auf der Reise waren wir am letzten Tag einige Stunden heimatlos: Aus den meisten Unterkünften müssen wir bis 10 Uhr (selten bis 12) auschecken, dürfen aber erst ab 15 oder 16 Uhr in die nächste Station rein. So haben wir meist 3–4 Stunden, die wir sinnvoll überbrücken müssen.
Da es über die Weihnachtsfeiertage nach Augsburg ging, hatten wir keine lange Fahrt und Zeit für ein letztes Sightseeing – oder diesmal eher: „Kultur“.
Es war ein nass-windiger Tag, an dem sich nur hartgesottene Touris raustrauen. Als wir die gebuchten Tickets im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände abholten, stellte sich heraus, dass wir die einzigen Schmocks waren, die bei Nieselregen raus wollten. Jackpot: Privatführung 😏
Dem Tour-Guide war's panne – er machte es ehrenamtlich und so hatten wir mehr Zeit zum Quatschen. Am Ende gab's dann halt mehr Trinkgeld von uns 😅.
Zwischen 1933 und 1938 nutzte die NSDAP das Reichsparteitagsgelände für ihre Reichsparteitage – riesige Propagandaveranstaltungen mit Massenaufmärschen und anderem größenwahnsinnigem Pipapo.
Heute ist es eine Gedenkstätte mit Museum, die zur Aufarbeitung der Kriegsverbrechen dienen soll.
Das riesige Gelände im Südosten Nürnbergs erstreckt sich über ca. 11 km². Die monumentalen Bauten, die nicht umsonst an die griechische Antike erinnern, sollten die Macht und Ideologie des Nationalsozialismus symbolisieren.
60.000 Menschen sollten in die riesige Kongresshalle passen, die, wie der Großteil der Baumaßnahmen, nie fertig wurde aber Unmengen von Geld verschlang.
Fertiggestellt wurden u.a. die Luitpoldarena und das Zeppelinfeld, das bis zu 200.000 Menschen fasst.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände für Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager genutzt. Auch ein Sammellager für Judendeportationen gab es.
Gedenkstätte vs Partymeile
Durch die ca. 10 Meter hohen Bogengänge, die um die Kongresshalle führen, können sogar LKWs durchfahren. Teile der Halle nutzte die Stadt deshalb lange als Lager.
Heute wird das Gelände immer mehr für Veranstaltungen genutzt und zum Kulturareal umgebaut. Auf dem Zeppelinfeld findet z.B. Rock im Park statt und im Luitpoldhain das Klassik Open Air, eines der größten Klassik-Freiluftkonzerte Europas.
Einen Bereich der alten Kongresshalle können heute Künstler und Künstlerinnen als Arbeitsfläche oder Ausstellungsraum nutzen. Laut unserem Guide, ist der Bau dafür aber nur semi-gut geeignet, weil er praktisch ein Bunker ist (Handyempfang, hallo?) und viel Infrastruktur fehlt.
Generell gibt es gespaltene Meinungen zur Umnutzung. Wie unser Tour-Guide haben viele Menschen Sorge, dass dadurch die Aufklärung und Abschreckung verringert wird. Ein Teil der Kongresshalle soll z.B. als neue Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg umgenutzt werden, wodurch – um Basti zu zitieren – „Leute an einem Ort Spaß haben und Party machen, an dem früher abgefucktes Zeug passiert ist.“
Gleichzeitig spült die Neunutzung Geld in die Kassen, um das langsam verfallende Gelände instand halten zu können. Die optimale Lösung gibt's irgendwie nicht...
Lebkuchen für alle!
Um mit einem etwas weniger deprimierenden Thema abzuschließen: Lebkuchen! Jam!
Als Weihnachtsgeschenk bekamen alle einen Stapel feinste Nürnberger Lebkuchen. Der Lebkuchenberg war so groß, dass wir ihn fast nicht mehr ins Auto bekamen – die Lücken waren rar. 👀 Am Ende musste er unter dem Beifahrersitz Platz finden, in der Hoffnung, dass Eve's exzessive Nutzung der Popo-Heizung die Schokolade nicht schmelzen ließ.
Nach den Weihnachtsschlemmereien ging's für Station #4 über den Jahreswechsel in ein sehr spezielles Häuschen – einen umgebauten Umspannturm, in dem man hoch hinaus kam, aber nicht unter Klaustrophobie leiden sollte... 🫣
Veröffentlicht 11.12.2024
Letztes Update 24.03.2025